Montage und Schmierung – Uhrmacher erklärt #3
Nach der Reinigung einer Uhr und speziell dem Uhrwerk, muss dieses wieder montiert werden. Doch damit ist es nicht getan, denn bei der Montage muss richtig geschmiert werden, damit unser Uhrwerk leichtgängig laufen kann. Sind alle Komponenten richtig montiert und geschmiert, folgt die Reglage, wobei das Uhrwerk justiert und richtig eingestellt wird.
Montage des Uhrwerks
Für die Montage der nun gereinigten Teile unseres Uhrwerks, müssen diese in der richtigen Reihenfolge montiert werden. Speziell bei komplexen Uhrwerken kann, sofern vorhanden, hierfür ein Montageplan verwendet werden. Dieser zeigt anhand einer sogenannten Explosionszeichnung, welche Baugruppen wie montiert werden müssen.
In der Industrie, vor allem dort wo angelernte Fachkräfte arbeiten, kommt diese Art der Montage häufig vor. Die Mitarbeiter montieren dort in Linien an Ihrem Platz immer dieselbe Baugruppe und reichen dann das Uhrwerk zur weiteren Montage an den nächsten Platz.
Baugruppen:
Ein Grundwerk startet immer mit dem Aufzug, einer Verzahnung und Kupplung, die den Aufzug durch Bedienung der Krone am Gehäuse ermöglicht. Weiterer Teil dieser Baugruppe ist das Federhaus samt einem Gesperr, welches auf einer Brücke darauf montiert wird.
Nun kommt das Räderwerk, hier transportiert Groß- und Kleinbodenrad sowie Sekundenrad und Ankerrad die Energie zu Hemmnung. Alles ist festgehalten in Lagersteinen zwischen der Grundplatine und der Räderwerksbrücke. Wichtig ist hierbei das Höhenspiel, der Abstand zwischen dem Rad und der Brücke, damit die Räder leichtgängig und möglichst reibungsarm laufen können.
In den weiteren Schritten folgt die Hemmung mit Anker und Unruh, auch hier muss auf die genaue Einstellung geachtet werden, damit der Anker richtig schalten kann. Gehalten werden diese Komponenten von einer Ankerbrücke und die Unruh von einem Kloben. Die Montage von Zeigerwerk und Datum folgt jetzt, oder erst nach der ersten Reglage, je nach Bauart des Uhrwerks.
Ein Kloben: Liegt nur auf einer Seite auf der Platine auf, wohingegen eine Brücke beidseitig aufliegt.
Richtig Schmieren
Kommen wir nun zu unseren Ölen und Fetten, die zwingend notwendig sind, um das Uhrwerk zum Laufen zu bringen und auch lange zu halten. Denn ohne diese würde erhöhter Verschleiß stattfinden und die Freude am Laufen unserer Uhr nur von kurzer Dauer sein.
Die vorher angesprochene Explosionszeichnung oder auch technische Mitteilung, welche es zu gängigen Uhrwerken und speziell industriell gefertigten Uhren gibt, informiert auch zur Schmierung. Jedes Teil oder Baugruppe ist mit dem vom Hersteller angegebenen Öl oder Fett zu schmieren, damit die angegebenen Werte wie Ganggenauigkeit und Langlebigkeit garantiert werden können.
Erfahrene Uhrmacher setzen hier oft auf eigene Fette oder Öle. Soll heißen, jeder Hersteller wählt Produkte aus dem eigenen Haus oder Gruppe aus. Was jedoch allesamt erreichen wollen, ist folgendes. Es braucht langlebige Öle und Fette, die sowohl in den Varianten dünn- und zähflüssig vorhanden sind. All das, um optimale Schmiereigenschaften und den Halt an der Schmierstelle garantieren zu können.
Wohingegen im Federhaus oder an Stellen mit starker Reibung aber wenig Bewegung ein Fett zum Einsatz kommt, wählt man für die Lagerzapfen oder Stifte der Räder unterschiedliche Öle. Wichtig ist dabei die genaue Platzierung von Ölen und Fett, um die gewünschte Schmierung zu erreichen und dies für möglichst lange Zeit.
Ölgeber in unterschiedlichen Größen sind hierfür die passenden Helfer. Und wenn der Blick des menschlichen Auges mal nicht ausreichend ist, nutzt man Lupen oder ein Mikroskop für die optimale Schmierung.
Reglage, so stellt man ein Uhrwerk ein
Sind alle Teile des Grundwerks montiert und auch geschmiert, ob mit Öl oder Fett, kann die Reglage starten. Denn ohne diese mag zwar das Uhrwerk nun laufen, doch wie genau das sei dahingestellt. Um dies also zu ermitteln und richtig anzupassen, regulieren wir die Uhren.
Hierfür wird das Uhrwerk auf ein Mikrofon gespannt, welches die zu hörenden Tick-Tack’s, die vom Uhrwerk ausgehen, erfasst. Mittels einer Software im Hintergrund wird dies ausgewertet und liefert uns am Bildschirm Messwerte. Diese Messwerte geben zum einen die Gangabweichung pro Tag an. Wie viele Sekunden in 24 Stunden läuft also das Uhrwerk zu schnell oder zu langsam.
Ebenso erfahren wir auch den sogenannten Abfall, einfach erklärt das Zusammenspiel von Komponenten der Hemmung. Arbeiten diese genau zueinander, ist eine gute Reglage erst möglich. Folgt nun noch die Amplitude, ein Wert angegeben in Grad. Sie lässt schnell erkennen, ob von der Kraft unserer Feder im Federhaus auch genug Energie an der Hemmung ankommt.
Der Uhrmacher
Liest der Uhrmacher die Werte nun ab, weiß er genau, was zu tun ist. Sei es die Arbeit an der Unruh selbst zur Einstellung von Abfall oder Gang des Uhrwerks oder Arbeiten am Räderwerk der Uhr. Eine zu geringe Amplitude, also zu wenig Schwingung unserer Unruh, ist Indiz dafür, dass im Räderwerk oder spätestens der Hemmung Kraft verloren geht.
Der Wert der Amplitude ist auch vor einem Service interessant zu beobachten, denn oft lässt sich so bei niedriger Schwingung erkennen, dass ein Service notwendig ist. Grund sind alte Öle und Fette, oder Verschleiß, welcher dann das Uhrwerk blockiert und am leichtgängigen Ablauf hindert.
Wer nun bei den vorangegangenen Schritten sorgfältig und gut gearbeitet hat, wird bei der Reglage belohnt. Denn alles, was vorab nun übersehen wurde, kommt jetzt zum Vorschein in Form schlechter Werte und muss nun behoben werden. Sei es durch erneute Demontage zur Behebung von Fehlern oder gar den Ersatz einer Komponente.
Eins steht fest:
Ein neues Uhrwerk läuft oft besser als ein gebrauchtes, dennoch können wir nach der Reinigung (Service) wieder sehr gute Gangwerte erreichen, wenn nicht sogar bessere. Am Ende ist es aber noch immer eine mechanische Uhr und darf daher auch nicht zu sehr mit einer elektronischen verglichen werden, was die Genauigkeit anbelangt.
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2 Responses
Hallo Simon,
ich kenne das Öl 910 nicht.
Ich denke das alle Öle von Möbius ist.
Ist das Uhrenöl Moebius SYNT-A-LUBE 9010?
Mit was und wie schmierst Du das Ankerrad?
MfG
Hallo Günter, danke für deinen Kommentar. Ja ist das 9010 von Möbius, habe das noch von meinen Omega Zeiten 🙂
Für die Hemmung, also das Ankerrad benutze ich 9415, ein gelbes Fett von Möbius.