Nervige Hürden bei Coolen Uhren:

Schweizer Luxus-Uhren und Investments

Nervige Hürden bei Coolen Uhren:

Fasziniert von Uhren, der Kunst, Zeit in einem kleinen Gehäuse einzufangen, gibt es auch Schattenseiten. Uhren, die auf den ersten Blick unglaublich cool sind, aber einen Haken haben. Als Uhrmacher möchte ich euch heute meine Perspektive zu drei solchen Uhren teilen

Uhr Nr. 1: Das verlockende Tourbillon

IWC Portugieser Sidérale Scafusia IW504101

Meine Reise in die Welt der Uhren beginnt mit einer Uhr, die zweifellos auf den ersten und zweiten Blick fasziniert – nicht nur durch ihr Design, sondern auch durch die Technik, die dahintersteckt. Die Rede ist von einer Uhr mit Tourbillon, einer der komplexesten Komplikationen in der Uhrmacherkunst. Ein Tourbillon verleiht einer Uhr nicht nur Präzision, sondern auch eine ästhetische Raffinesse, die beeindruckt.

Doch hier kommt der nervige Haken ins Spiel: Uhren mit Tourbillon sind nicht nur bei der Anschaffung teuer, sondern auch in der Wartung. Das liegt daran, dass nicht jeder Uhrmacher in der Lage ist, einen Tourbillon zu warten. Die Entwicklung, Fertigung und Wartung eines Tourbillons ist höchst komplex, und nicht jeder Uhrmacher ist darauf spezialisiert.

Die Wartung eines Tourbillons fordert den Umgang mit deutlich mehr Teilen (bei IWC Schaffhausen z.B. um die 70 Extrateile), einen komplexeren Aufbau und somit deutlich mehr Zeit, die für den Service benötigt wird – und all dies spiegelt sich im Preis wider. 

Man könnte nun denken, es gibt ja auch sogenannte “China Tourbillons”, die in China günstig hergestellt werden. Tatsächlich sind sie preislich attraktiver und auf den ersten Blick schön anzusehen. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass sie in Qualität und Verarbeitung nicht mit Luxusuhren mithalten können.

Die Fertigung dieser Uhren ist oft minderwertiger und weniger raffiniert, und auch das Finish ist nicht auf dem gleichen Niveau. Als Uhrmacher fällt mir insbesondere die mangelhafte Qualität von Material der Oberfläche und das Zusammenspiel der Teile auf. All dies trübt für mich den Gesamteindruck dieser Uhren stark. 

Wenn man eine so anspruchsvolle Komplikation besitzt, finde ich es frustrierend zu sehen, wie sie durch minderwertige Verarbeitung beeinträchtigt wird und den Charm nimmt.

Und wenn diese Uhren einmal kaputt gehen, was nicht selten vorkommt, wird die Wartung zu einer kostspieligen Angelegenheit. Ersatzteile sind schwer zu finden, und die Konstruktion ist oft so konzipiert, dass eine Reparatur fast unmöglich ist. 

Bevor man also in eine Uhr mit Tourbillon investiert, sollte man sich gut überlegen, ob man bereit ist, die hohen Wartungskosten und mögliche Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. Denn wie so oft im Leben gilt: Wer billig kauft, kauft oft zweimal.

Uhr Nr. 2: Der tägliche Handaufzug

Omega Speedmaster Moonwatch Professional 310.30.42.50.01.002

Wir setzen unsere Reise fort und widmen uns einer Uhr, die in der Welt der Uhrenlegenden ihren Platz fest etabliert hat – der Omega Speedmaster Moonwatch. Jeder, der sich für Uhren interessiert, kennt sie. Doch auch diese Uhr hat einen nervigen Nachteil – allerdings nicht für Uhrmacher, sondern für diejenigen, die sie tragen.

Die Omega Speedmaster Moonwatch verfügt zweifellos über ein beeindruckendes Chronographenwerk. Als Uhrmacher schätze ich die faszinierende Mechanik bei einem Service sehr. Was allerdings frustrierend sein kann, ist der tägliche Handaufzug. Das mag auf den ersten Blick romantisch klingen – die Vorstellung, seine Uhr von Hand aufzuziehen. Doch wenn man dies Tag für Tag tun muss, verliert der Reiz schnell an Glanz.

Obwohl die Uhr über eine Gangreserve von 50 Stunden verfügt, ist es für eine genaue Zeitmessung ratsam, die Uhr täglich aufzuziehen. Das Aufziehen ist zwar nicht so umständlich wie bei alten Taschenuhren, erfordert aber dennoch tägliche Aufmerksamkeit.

Versteht mich nicht falsch, ich genieße es, meine Uhren von Hand aufzuziehen. Aber ich schätze es umso mehr, dass meine Alltagsuhr über ein Automatikuhrwerk verfügt, das diesen täglichen Aufwand überflüssig macht. Daher ist es ratsam, vor dem Kauf einer Uhr mit Handaufzugswerk sorgfältig zu überlegen, ob man dazu bereit ist und wie man die Uhr nutzen möchte. Für Sammler, die die Uhr gelegentlich tragen, mag das kein Problem sein. Für den Alltag kann es jedoch schnell ermüdend sein.

Ein zusätzliches Problem tritt auf, wenn man die Uhr am rechten Handgelenk trägt, insbesondere für Linkshänder wie mich. Die Krone steht dann nach hinten, was das Aufziehen erschwert, ohne die Uhr abzunehmen. Dieser Aspekt sollte ebenfalls berücksichtigt werden.

Uhr Nr. 3: Das Glasdilemma

Junghans max bill Chronoscope 27/4600.02

Zum Schluss möchte ich eine Uhr oder vielmehr eine Marke vorstellen, die auf das Feedback ihrer Kunden gehört und sich im Zuge der technischen Entwicklungen angepasst hat. Bevor ich dazu komme, möchte ich ein weit verbreitetes Problem ansprechen, das alle Uhrenliebhaber kennen: Kratzer auf dem Uhrenglas.

Es ist nahezu unmöglich, Kratzer völlig zu vermeiden. Die Bewegungen unseres Arms führen oft dazu, dass unsere Uhr an Wänden, Türrahmen und anderen Gegenständen hängen bleibt. Für die meisten modernen Uhren ist dies kein Problem, da sie über robuste Mineral- oder Saphirgläser verfügen. In der Vergangenheit waren Kunststoffgläser (oder Hesalit, wie sie bei Omega genannt werden) weit verbreitet. Diese Gläser sind weicher, einfacher zu formen und kostengünstiger.

Doch Kunststoffgläser haben einen großen Nachteil: Sie sind anfällig für Kratzer. Das besonders große und stark abgerundete Glas, das oft bei Uhren wie bei der Max Bill Serie von Junghans verwendet wurde, war anfällig für Beschädigungen. Dies war zweifellos ein ärgerlicher Aspekt für Uhren, die oft als elegante Accessoires getragen werden und selten für sportliche Aktivitäten verwendet werden.

Glücklicherweise hat sich die Marke Junghans diesem Problem angenommen. Sie bietet nun bei vielen Modellen eine Umrüstung auf Saphirglas an und fertigt neue Modelle direkt mit diesem widerstandsfähigen Glas. Die Hersteller haben es geschafft, auch die herausfordernde Glasform aus Saphirglas herzustellen. Dies bedeutet, dass Uhrenträger nicht mehr ständig besorgt sein müssen, ihre Uhr vor Kratzern zu schützen.

Saphirglas ist zwar extrem hart, aber auch porös. Bei starken Stößen kann es brechen, während Kunststoff nachgibt. Dennoch sehe ich diesen Fortschritt als eine Verbesserung an, insbesondere für Alltagsuhren. Ich persönlich schätze die Robustheit von Saphirglas und habe es in allen meinen Uhren.

Insgesamt sind dies nur einige Beispiele für die kleinen, nervigen Aspekte, die bei vermeintlich coolen Uhren auftreten können. Als Uhrmacher und Uhrenliebhaber ist es mir ein Anliegen, auf diese Aspekte hinzuweisen, damit potenzielle Käufer besser informierte Entscheidungen treffen können. 

Denkt daran, eine Uhr ist nicht nur ein technisches Kunstwerk, sondern auch ein Teil eures Alltags und eures Lebensstils. Bevor ihr in eine Uhr investiert, lohnt es sich, über diese Aspekte nachzudenken und abzuwägen, was für euch am wichtigsten ist.

Denn am Ende des Tages soll eure Uhr eine Freude sein und nicht für unerwarteten Ärger sorgen.

Gezeitenpanther
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