Uhr läuft ungenau, was muss ich tun? ⚙️🤔

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Uhr läuft ungenau, was muss ich tun? ⚙️🤔

Reglage-Thumbnail

Deine Uhr läuft ungenau und du möchtest dies ändern. Wie eine mechanische Uhr einreguliert wird, z.B. nach dem Service, einem Stoß oder anderen Einflüssen, oder einfach nur nachgestellt werden kann, dazu im Folgenden mehr. Lass dir von einem Uhrmacher zeigen, worauf es hierbei ankommt und wie du vorzugehen hast.

Was bedeutet Reglage

Die Reglage (französisch réglage) oder Regulierung bezeichnet in der Uhrmacherei die Feinregulierung einer Uhr zur Verringerung des Gangfehlers. Ist der Gang unseres Zeitmessers nicht genau, läuft dieser vor oder nach, sprich die Uhrzeit stimmt nicht. 

Um dem entgegenzuwirken, wird also das Uhrwerk mittels einer Referenz zur Sollzeit ausgemessen und dann so genau wie möglich angeglichen. Angegeben wird dies in der Anzahl Sekunden am Tag (24h), welche unsere Uhr abweicht.

Gemessen wird das Uhrwerk hierbei bei Vollaufzug und nachdem es 24h abgelaufen ist. So wird ermittelt, wie sich das Werk bei voller Kraft aus dem Federhaus verhält und auch dann, wenn die Uhr mal abgelegt wird, z.B. über Nacht und nicht mehr die volle Energie zur Verfügung hat.

Ebenso kann in 6 Lagen reguliert werden, um das komplette Trageprofil zu simulieren. Erfahrungen haben gezeigt, meist befinden sich die Uhren am linken Arm in einer 30° geneigten Position, diese kann daher etwas bevorzugt werden bei der Einstellung. Am Ende wird der Schnitt aus allen gemessenen Lagen ermittelt und als Gangwert angegeben, z.B. Gang +3 Sec./d

In dieser Lage werden Uhren am häufigsten getragen.

Wichtige Merkmale erklärt

Bevor wir mit der Reglage und den Messinstrumenten starten können, braucht es noch etwas Wissen bezüglich der Messwerte, die ermittelt werden. Kurz zu den wichtigsten 4 Merkmalen.

Halbschwingungen

Die Halbschwingungen, die vom Messgerät (Zeitwaage) ermittelt werden, gleicht diese mit der Referenz (z.B. 28.800) ab. Je nach Uhrwerk variiert dies, da nicht alle Uhren gleich schwingen. Gängige Uhrwerke laufen mit 4 Hz, also die komplette Schwingung der Unruh erfolgt 4 mal in der Sekunden. Macht pro Stunde 3.600 × 4 = 14.400 Schwingungen, somit 28.800 Halbschwingungen in der Stunde.

Der Gang

Der Gang wird in Sekunden am Tag (24h) ausgegeben und spiegelt die Abweichung zur Referenzzeit. Ideal sollte dieser in allen gemessenen Lagen im Schnitt nicht +15 s/d überschreiten, um von einer genauen mechanischen Uhr zu sprechen. Ebenso wenig möchten wir Uhrwerke, die einen Nachgang haben, sprich ins Minus laufen, dies sollte daher ganz vermieden werden.

Die Amplitude

Die Amplitude gibt die Weite einer ganzen Schwingung unserer Unruh an. Um einen möglichst effizienten und stabilen Gang unseres Uhrwerks zu erhalten, sollte diese bei 280 – 300° liegen. Eine zu große Schwingungsweite bringt die Unruh zum Anschlag und das Uhrwerk prellt. Dies beeinflusst den Gang und schadet dem Uhrwerk. Eine kleine Amplitude ist oft ein Indiz für zu wenig Kraft, verursacht durch Verunreinigung im Uhrwerk.

Der Abfall

Der Abfall spiegelt das Zusammenspiel von Unruh und Anker. Ist dieser genau eingestellt, so liegt der Wert nahe 0 ms. Über 1 ms, sollte nicht toleriert werden, sofern möglich. Eingestellt wird dies bereits bei der Herstellung des Uhrwerks oder mittels des Spiralklötzchenträgers, sofern dieser verstellbar ist. Dies ist ein Arm, an dem die sensible Spirale der Unruh montiert ist.

Wichtige Kennzahlen für die Reglage mittels einer Zeitwaage

Die Reglage am Uhrwerk

Kommen wir nun zur eigentlichen Arbeit am Uhrwerk für die Reglage. Für eine exakte Messung bedarf es noch der Einstellung des Hebungswinkels, hervorgehend aus der technischen Mitteilung, an der Zeitwaage. Er spiegelt den Winkel, während alle Hemmungsteile in Bewegung sind, meist liegt er zwischen 49° und 54°. 

Legen wir nun das Uhrwerk auf das Mikrofon der Zeitwaage. Um am Uhrwerk auch arbeiten zu können, mit der Zifferblattseite nach unten, sog. ZU.

Die Zeitwaage startet dann automatisch mit der Messung und gibt uns die Messwerte aus. Hierbei sollte mindestens eine Minute gewartet werden, da sich das Uhrwerk in der entsprechenden Lage erst einpendeln muss. Jeder Stoß oder sogar Geräusche beeinflussen die Messung. Nach einer Minute sehen wir dann den Gang, in unserem Fall ZU (Zifferblatt unten).

Beginnend mit dem Abfall wird dieser nun wie bereits erwähnt am Spiralklötzenträger durch vorsichtiges Verschieben eingestellt, sofern möglich. Die Zeitwaage gibt den Wert in ms und ebenso als graphische Linie aus. Bei schlechtem Wert sind es 2 auseinanderlaufende Linien auf dem Bildschirm. 

Anschließend folgt die Überprüfung der Amplitude, wie erwähnt, sollte der Wert zwischen 280 – 300° liegen, tut er dies nicht, ist eventuell die Uhr nicht voll aufgezogen. Ist dies nicht der Fall, muss das Uhrwerk, speziell nach dem Service, nochmals genau geprüft werden. Die Höhenspiele der Räder beispielsweise, die Räder dürfen nicht reiben oder gar klemmen. Ein Einstellen mittels Hebel ist hier nicht möglich, da die Amplitude von vielen Faktoren beeinflusst werden kann.

Die Reglage am Uhrwerk

Einstellung des Gangs

Haben wir ausreichende Amplitude, kann final der Gang eingestellt werden. Dies erfolgt über den Rücker, er verändert die Länge unserer Spiralfeder. Ähnlich wie das Pendel an einer Großuhr kann so die Uhr schneller oder langsamer schwingen. Je kürzer der Schwingungsbereich unserer Feder, um so schneller schwingt und läuft die Uhr. 

Für die Feinreglage kann oft eine Schraube oder ein Hebel bedient werden, welche sehr geringe Einstellungen zulassen, um so jede Sekunde noch zu gewinnen.

Dieses Einstellen des Gangs erfolgt in mehreren Lagen, maximal 6, um so ein genaues Gangbild zu erhalten und zu überprüfen, ob das Uhrwerk auch in allen Lagen genau läuft. Sollte es zu größeren Abweichungen kommen, kann nochmals nachjustiert werden im Bereich der Hemmung. Manchmal wird sogar dynamisch gewuchtet, dabei trägt man Material von der Unruh ab und bringt diese so noch besser ins Gleichgewicht.

Die Messwerte aus allen Lagen werden in einer Tabelle zusammengetragen, um Werte wie Durchschnitt und Maximalwerte zu ermitteln. Mich als Kunde sollte am Ende die durchschnittliche Gangabweichung pro Tag interessieren und eventuell die Amplitude. Sind diese Werte wie gewünscht, hat man viel Freude an einer genauen Uhr am Arm.

Manuelles Gangprotokoll erstellt mit Excel

ZO = Zifferblatt oben

KU = Krone unten

x = Durchschnittswert

D = Delta (Differenz der Maximalwerte)

Gezeitenpanther
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One Response

  1. […] dem Zifferblatt am Uhrwerk Halt zu gewähren, sind an der Unterseite der Scheibe 2 Stifte angebracht. Diese sogenannten […]

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