Untergang oder Aufstieg der IWC Ingenieur? đŸ€”đŸ“‰

Uhrmacher-Kunst mit Herzschlag

Untergang oder Aufstieg der IWC Ingenieur? đŸ€”đŸ“‰

IWC-Ingenieur-Thumbnail

Auf der Luxusuhren-Messe Watches and Wonders in Genf hat IWC Schaffhausen ihr neues AushĂ€ngeschild, die IWC Ingenieur prĂ€sentiert. Ist dies nun der Start in eine neue IWC Ära oder etwa der Beginn des Untergangs? Hintergrund und meine ehrliche EinschĂ€tzung zur neu vorgestellten IWC Ingenieur, die der GĂ©rald Genta Legende Ingenieur SL 1832 nacheifern soll.

Die neue IWC INGENIEUR

Die neuen IWC Ingenieur Modelle 2023

Der neue Zeitmesser aus der Familie der Ingenieur Linie kommt mit einem StahlgehĂ€use im Durchmesser von 40mm und einem Lug to Lug von 45,7. Somit auch fĂŒr alle, die nicht eine zu große Uhr am Handgelenk tragen wollen. Mit einer Höhe von 10,7 mm ist sie auch flacher als der VorgĂ€nger von 1976 mit ca. 12,5 mm und soll sich so noch besser anschmiegen. 

Unter dem Saphirglas strahlt uns ein modernes und exklusives Zifferblatt in 3 verschiedenen Farben an. Wohl am auffĂ€lligsten und auch speziellsten ist hier die sogenannte Variante Aqua, ob grĂŒn oder doch blau, das bleibt jedem selbst ĂŒberlassen und fĂ€llt je nach Lichteinfall etwas anders aus. Auch die Farben silber oder klassisch schwarz sind nicht zu vergessen und haben ebenso das typische Wabenmuster des Genta Modells.

Dahinter versteckt sich ein Manufakturwerk, welches gemeinsam mit dem ebenso im Richemont Konzern verankerten Werkespezialisten Valfleurier entwickelt wurde und auch bei der Marke Baume Mercier zu finden ist. Bei IWC unter dem Namen 32111 tickt es auch im neuen Fliegermodell Mark XX. Das Werk kommt mit 120 h Gangreserve, ist ohne Feinreglage und löst das ETA Kaliber 2892 (IWC 30110)  oder Sellita SW300-1 (IWC 35110) ab, welches zuvor oft innerhalb der Marke verbaut wurde.

Die Wasserdichte wird mit 10 Bar angegeben, was fĂŒr den Alltag mehr als ausreichend ist, dennoch weniger als 12 Bar, welche bei den VorgĂ€ngermodellen möglich sind. Gehalten wird das GehĂ€use an einem eigens fĂŒr dieses Modell entwickelten Stahlband, ohne Schnellwechselsystem und mit einem Butterfly-Verschluss. Mit der Wahl der Zifferblattfarbe geht einher, dass bei der Farbe Aqua die mittleren Bandelemente vollstĂ€ndig poliert sind, was hingegen bei den anderen Zifferblattvarianten auf polierte Kanten beschrĂ€nkt ist.

Ursprung und Entwicklung der INGENIEUR

Woher kommt dieses Modell und warum ist dieses schon fast von ikonischen Wert? Die Geschichte der Ingenieur beginnt im Jahre 1950 mit dem damalig ersten Automatikuhrwerk Kaliber 85. Dieses mit Pellatonaufzug, also einem beidseitigen Aufzug, ausgestattete Werk fand so 1955 in der ersten Ingenieur Referenz IW666 seinen Platz.

💡Weiteres Highlight war der dortmals eingebaute Weicheisen-KĂ€fig, welcher die Uhr vor Magnetfeldern schĂŒtzen sollte und dies auch tut.

Im Zuge der Quarzkrise in den 70-80er Jahren beauftragte IWC den schon damals bekannten Uhrendesinger GĂ©rald Genta, der Ingenieur ein modernes Gesicht zu schenken. Im Innern sollte das damals zeitgemĂ€ĂŸe Kaliber 8541ES Platz finden. Ganz wichtig, das ES stand hierbei fĂŒr mehrere neue antimagnetische Komponenten, eine Stopp-Sekunden-Funktion und Gummikissen zum Schutz vor StĂ¶ĂŸen. Da dieses Werk leider nicht ganz so kompakt war, was sich auf die GrĂ¶ĂŸe der Uhr auswirken sollte, gebĂŒhrte der spĂ€tere Spitzname “Jumbo” diesem Zeitmesser zurecht.

Genta gelang es dennoch und so erschien diese heutige Ikone im Jahre 1976. Vermutlich leider zur falschen Zeit, da sich der Verkauf mit nicht einmal 600 verkauften Uhren in Grenzen hielt. ErgĂ€nzt wurde das mechanische Kaliber 8541ES durch ein Quarzwerk, welches ebenso in der Jumbo seinen Platz fand. Was dem Designer wohl Ă€ußerst wichtig schien, inspiriert von einem Taucherhelm, war der technische, funktionale Bezug. So waren die Bohrungen auf der LĂŒnette nicht nur Zierde, sondern dienten zur Verschraubung derselben.

Genta’s Ingenieur 1832 und die aktuelle IW328901

Diese Funktion verschwand mit den nachfolgenden Modellen, da etwa die Referenz IW3227 zur exakten Ausrichtung der Bohrungen einen Bajonettverschluss erhielt. Diese exakte Ausrichtung war bei Gentas Modell Ingenieur SL nicht möglich, wenn gleich auf seinen Zeichnungen die Ausrichtung der Bohrungen vorgegeben war. Ebenso verĂ€nderten sich im Laufe der Jahre die GrĂ¶ĂŸe und auch die Komplikationen der nachfolgenden Modelle stark. Übrig blieb zuletzt ein Modell, das kaum noch an Gentas Ikone erinnern ließ, sondern eher an den Ursprung von 1955, wie etwa die Referenz IW357002. 

Nun möchte es IWC nochmals neu versuchen und mit der aktuellen Referenz IW328901 in etwa der klassischen IW1832 nacheifern. Doch auf welches Ergebnis blicken wir, welche Genta Merkmale erkennen wir und was darf man zurecht vermissen? 

Ergebnis und meine Meinung zur Zukunft der Marke IWC

Was wurde nun mit der neuen IW328901 geschaffen und wohin könnte dies die Marke IWC in den kommenden Jahren fĂŒhren? Ganz klar zu erkennen ist das typische Merkmal des VorgĂ€ngers von 1976 das sehr auffallende Zifferblatt. IWC scheint hier Ă€hnlich wie die 2 anderen im Bunde die Audemar Piguet Royal Oak und Patek Philippe Nautilus ein Alleinstellungsmerkmal zu bewahren und an deren Erfolge anzuknĂŒpfen.

Diese moderne Umsetzung und somit auch einen sich Ă€ndernden Farbeffekt erzielt zu haben ist bestimmt ein sehr guter Weg. Die ebenso sehr markanten Bohrungen in der LĂŒnette, nun wieder mit einer Funktion. Da hier nun fĂŒnf polygonale Schrauben sitzen, die diese mit dem GehĂ€usering verbinden, ist es wirklich gut gelungen, sofern diese nicht brechen.

Doch was ist mit dem Band passiert? Hier gab es große VerĂ€nderungen. Wo Genta einen mĂ€nnlichen Bandanschluss entworfen hat, ist dieser nun umgekehrt. Vermutlich war diese leidtragende Änderung nötig, um einen höheren Tragekomfort zu erreichen, da nun das erste Bandelement nicht starr am GehĂ€use sitzt. Ob dies Genta so gewollt hĂ€tte, da es nun der Nautilus doch sehr Ă€hnelt?

Ebenso der Kronenschutz. Auch er war von Genta nicht gewollt und mag technisch einen Nutzen bieten, rein was das Design angeht und IWC bezieht sich hier auf sein Design, nicht dazugehört. Die Ingenieur sollte Teil einer Trilogie sein, sich abheben von den 2 Schwestern. Tut Sie dies nun noch gebĂŒhrend und darf man sowas dann noch Genta Design nennen?

Vergleich der Trilogie

Abschließend noch das Uhrwerk welches sich Manufaktur schimpft. Es wird in Schaffhausen in der Manufaktur gefertigt, doch wie es so hĂ€ufig bei Neukonstruktionen ist, braucht es auch hier noch etwas Zeit, bis wir ein Werk sehen, das mit denen von AP oder Patek nur annĂ€hernd konkurrieren will. So sehen wir das gleiche Werk 32111 in der Mark XX (IW328204), welche knapp die HĂ€lfte kostet.

Kommen wir nun zum spannendsten Punkt, dem Preis. Erstmals ist die Automatik, ohne weitere Komplikation, als ein Datum, bei ĂŒber 10 tausend angesiedelt und dies nur um ein Statement zu setzen? Produktionskosten oder ein extrem aufwĂ€ndigerer Herstellungsprozess kann ich mir kaum vorstellen. Das ganze verpackt unter der Marke Genta Design ist in meinen Augen eine klare Stellungnahme. IWC will hoch hinaus und in einer neuen Liga mitspielen.

Wie seht Ihr diese Entwicklung und ist dies ein Weg, den die Marke IWC gehen sollte? Preis/Leistung speziell bei Luxus ist nicht immer einfach in Einklang zu bringen. Doch was treibt die Preise bei AP und Patek nach oben? In meinen Augen die Nachfrage und die wirklich gute QualitÀt, die beide Marken liefern. Kann IWC hier mit einem neuen Design so einfach nacheifern?

https://youtu.be/xXu4aGHK3q4
Gezeitenpanther
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