Vergleich ETA Powermatic 80 vs Rolex
Beim Kauf einer Luxusuhr, welche zu 90% ein mechanisches Uhrwerk verbaut haben, möchte man als solches natürlich auch ein Luxus-Uhrwerk verbaut haben. Doch wie gut sind nun Uhrwerke, die nicht von Rolex sind, wie etwa das neue ETA Powermatic 80? Dieses Uhrwerk, das viele schweizer Marken verbauen, möchte ich mit einem Uhrwerk von Rolex vergleichen.
Was macht ein gutes Uhrwerk aus?
Die Anforderungen an ein gutes mechanisches Uhrwerk sind hoch und in der Tat nicht einfach zu erfüllen. Für uns als Endkunden zählen nur ein paar Daten, die wir vergleichen können und die Hersteller uns bereitstellen. Für den Hersteller selbst gibt es weitaus mehr Anforderungen, um Qualitätsansprüche und Kundenwünsche zu erfüllen.
Details, auf die wir als Kunden achten sollten, sind bei einem guten Uhrwerk:
Die Ganggenauigkeit, d.h. wie stark weicht der Gang der Uhr vom Ideal ab, also der exakten Zeitangabe. Denn ist diese überdurchschnittlich hoch, zeigt sich hier schon ein Qualitätsmangel, den wir bei Luxus Uhrwerken nicht finden sollten. Halten wir fest: Uhrwerke, die -3/+3 Sec. am Tag Gangabweichung haben, sind sehr genau, -5 bis +10 Sec. sind durchaus üblich, alles darüber ist nicht schlecht für ein mechanisches Uhrwerk, aber eben auch nicht der Anspruch einer Luxusuhr.
Die Gangreserve unserer mechanischen Uhr, sofern eine Uhr diese anzeigen kann, spiegelt die Reserve der noch vorhandenen Energie der verbauten Aufzugsfeder. Ist eine Uhr voll aufgezogen, ist die volle Gangreserve gewährleistet. Erreicht wird dieses durch Aufziehen der Feder, entweder an der Krone oder über die Automatik, eine Schwungmasse, die bei Bewegung der Uhr der Schwerkraft nachgeht und so die Feder aufzieht. Je größer der angegebene Wert, umso länger läuft die Uhr, ohne erneut aufgezogen oder getragen zu werden. Üblich sind ca. 2 Tage, also 48 Stunden.
Modell | Ganggenauigkeit Sekunden am Tag | Hemmung | Unruh | Gangreserve in Stunden |
Rolex 3235 | -2/+2 | „Chronergy“ | Parachrom-Spirale | 70h |
Rolex 3135 | -2/+2 | schweizer Ankerhemmung | Breguetspirale | 48h |
Powermatic 80 (C07.111) | -15/+15 | Kunststoff | Nivachron™- Spiralfeder | 80h |
Powermatic 80.611 (C07.611) | -15/+15 | schweizer Ankerhemmung | Nivachron™- Spiralfeder | 80h |
Powermatic 80 (C07.811) Nachfolger des ETA 2824-2 Chronomètre | -4/+6 | schweizer Ankerhemmung | Silizium-Spiralfeder | 80h |
Die Krone der Uhr, meist auf Position 3 Uhr am Gehäuse angebracht, dient dem Aufzug und dem Einstellen von Datum und Uhrzeit der Uhr.
Merkmale wie Automatik oder Handaufzug, also Uhren, die immer von Hand aufgezogen werden müssen, müssen kein Merkmal für eine gute Uhr sein. Eine Automatikuhr macht es aber im Alltag durchaus bequemer, da man hier, sofern die Uhr getragen wird, sich kaum um die Uhr kümmern muss.
Worauf wir aber auch Wert legen sollten, ist die Langlebigkeit der Uhrwerke. Wie häufig müssen diese in einen Service und wie robust sind diese gegenüber äußeren Einflüssen wie etwa einem Stoß?
Genau hier sind die Hersteller dieser kleinen Meisterwerke extrem gefordert, Auswahl der richtigen Materialien, geringe Fertigungstoleranzen und möglichst gleichbleibende Qualität sind enorm wichtig. Ohne Einhaltung von Standards dieser Art kann keine Luxusuhr entstehen und auch bestehen. Gepaart mit Innovationen und stetigen Verbesserungen können so GUTE mechanische Uhrwerke entstehen.
Der Vergleich
Vergleichen wir nun einmal ein mechanisches Uhrwerk der Marke Rolex mit einem der Marke ETA. Rolex, eine Marke, die weniger den Fokus auf große Komplikationen hat, sondern viel mehr Qualität und Langlebigkeit als ihr Steckenpferd ansieht. ETA, der wohl größte Hersteller von schweizer Uhrwerken, produziert hohe Stückzahlen zu kleinem Preis und ist dennoch stets mit Verbesserungen und neuen Entwicklungen.
Schauen wir uns nun einmal das Rolex 3235 und das ETA POWERMATIC 80 etwas genauer an. Rolex verbaut dieses Uhrwerk unter anderem in der Submariner und ETA beliefert immer mehr Marken der Swatch-Group mit dem Powermatic 80. Sowohl Certina als auch ETA sind Teil des größten Luxusuhren Konzerns der Swatch-Group.
Beide Werke basieren auf Ihrem Vorgänger, so das Rolex 3235 auf dem 1988 vorgestellten 3135, was heute bei vielen Fachleuten noch als das robusteste und langlebigste Werk gilt. Das Powermatic 80 hingegen ist eine Weiterentwicklung des ETA 2824, ebenfalls ein Uhrwerk, welches eine jahrzehntelange Geschichte mit sich trägt und als sehr robust gilt.
Der Rolex Nachfolger 3235 zeichnet sich durch Robustheit dank Weiterentwicklung gegenüber Stößen und äußeren Einflüssen aus. Geschafft wurde dies dank des Paraflex-Antischocksystems und neuer Materialzusammensetzungen, wie etwa einer Nickel-Phosphor-Legierung im Bereich der Hemmung. Dies schützt das Uhrwerk besser vor magnetischen Störungen und garantiert so einen besseren Gang.
Was zuletzt an einem modernen Uhrwerk auch nicht fehlen sollte, ist eine längere Gangreserve, diese konnte größtenteils dank einer längeren Aufzugsfeder und der neu entwickelten „Chronergy“-Hemmung ermöglicht werden. Wo hingegen das 3135 nach 48 Stunden zum Stehen kam, läuft das 3235 heute 70 Stunden unermüdlich durch.
Die Gangwerte einer Rolex waren und sind schon immer eine Meisterleistung. Es ist also wenig verwunderlich, dass auch das 3235 mit Gangwerten von -2/+2 Sec. am Tag seines gleichen sucht. Zertifiziert ist dies außerdem von der offiziellen Chronometer Prüfstelle COSC, welche sogar nur -4/+6 Sec. Abweichung am Tag vorschreibt.
Der ETA Nachfolger Powermatic 80 gibt in seinem neuen Namen schon vor, worauf hier das Hauptaugenmerk liegt. Ein modernes Uhrwerk soll mehr als nur 38 Stunden laufen, ohne von seinem Träger bewegt oder aufgezogen werden zu müssen. Mit einer Gangreserve von 80 Stunden, liegt diese nun doppelt so hoch wie beim Vorgänger, dem 2824.
Ähnlich wie Rolex setzt man hier auch auf eine längere Aufzugsfeder im Inneren des Federhauses. Doch das ist nicht genug. Um das Uhrwerk langsamer laufen zu lassen und dadurch die Gangreserve zu verdoppeln, setzt ETA auf eine neue Schwingungszahl von 3 Hz = 3 Schläge pro Sekunde. Die Schwingungszahl pro Stunde sinkt dadurch von 28,800 auf 21,600 Halbschwingungen, was den Gang etwas instabiler und die Genauigkeit einer Uhr beeinflusst.
Was ebenso mit dieser Anpassung leider einhergeht und den Ein oder Anderen stören mag, ist ein deutlich ruckeliger Sekundenzeiger aufgrund der niedrigeren Schwingungszahl. Audemars Piguet geht hier mit seinem neuen Werk Kaliber 4302, welches in der bekannten Royal Oak 15500 verbaut ist, den entgegengesetzten Weg. Der Nachfolger des Kaliber 3120, erreicht nun bei 28800 A/h vs. 21600 A/h ganze 70 Stunden Gangreserve.
Weiter hat ETA seine Werke verbessert, was Materialien und Genauigkeit anbelangt. So findet man das neue Powermatic 80 in der Variante C07.1XX mit einer Plastik Hemmung, in der Variante C07.6XX mit einer Nivachron™ Spirale und in der Version C07.8XX sogar mit einer Spiralfeder aus Silizium. Alles zum Schutz vor Magnetismus und einem stabilen Gang.
Die Nivachron™-Spiralfeder wird traditionell hergestellt, aber mit einer amagnetischen Legierung auf Titanbasis, welche die Magnetkraft kompensiert.
Um den Gang zu schützen ist die Stoßsicherung Nivachoc entwickelt worden und ebenso ein rückerloses Hemmungs System. Dieses System wird dank Laser genauer eingestellt und garantiert bei niedriger Schwingungszahl (z.B. wenn die Aufzugsfeder schon etwas abgelaufen ist) einen besseren Gang.
Fazit:
Doch was unterscheidet nun diese beiden Uhrwerke voneinander? Zum einen ist es der Preis. Das Powermatic 80 findet in Uhren, die unter 300 €/CHF zu kaufen sind, schon seinen Platz. Ein klares Indiz dafür, das Werk ist recht günstig. Bemerkbar macht sich dies in der Fertigungstiefe, die Toleranzen sind größer, die Passgenauigkeit ist geringer und Materialien sind günstiger.
Für uns als Endkunde macht sich dies bemerkbar in der Ganggenauigkeit. Das Powermatic 80 wird wohl nie an das 3235 mit konstanten 2 Sekunden am Tag kommen. Vielleicht ist das aber auch gar nicht das Hauptmerk bei den Kunden, die keine zehntausend €/CHF für eine mechanische Uhr ausgeben möchten. Wer hingegen besonderen Wert auf eine langlebige, robuste Uhr mit hoher Genauigkeit legt, sollte zur Marke Rolex greifen.
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2 Responses
Hallo
Ich habe eine Frage bezüglich einer Mido Oceanstar 600 Chronometer si spezial Edition ich habe so eine anfänglich lief die Uhr mit -8Sekunden da habe ich sie Mido geschikt um die Ganggenauigkeit einzustellen und jetzt läuft Sie mit -1 Sekunde pro Tag also die letzten30 Tage -30Sekunden bin eigentlich zufrieden das einzige was mich stört ist das beidseits entspiegelte Saphierglas schon kleine feine Kratzer drin sieht man zwar nur wänn man sie im gewissen Winkel ins Licht hält was sollte man deiner Meinung nach am besten machen und was hälst du generell von der Uhr sie hat auch eine sehr gute Ablesbarkeit dank superluminova XGrade und für den Preis von 1890Fr.ich wäre dir dankbar wenn du mir mal deine Meinung sagen könntest danke und schöne Grüsse Ernst
Hallo Ernst, danke für deinen Kommentar. Also mit einer Abweichung von -1 Sekunde/Tag kann man echt nichts sagen. Es hängt noch immer stark vom Trageverhalten ab, Gangwerte in meinen Augen top. Die Entspiegelung der Gläser ist leider oft nicht so hart wie das Glas selber und verkratzt auch schnell. Wenn es dich zu sehr stört, kann die äußere Entspiegelung mal abgetragen werden, sollte dann noch immer gut ablesbar sein. Sonst ist das doch ne klasse Uhr für den Preis.