Zusammenbau einer UHR (Das Einschalen)
Nach jedem kompletten Uhrenservice und auch dann, wenn eine Uhr neu gebaut wird, kommt es zuletzt zur sogenannten Hochzeit, auch Einschalen genannt. Dies ist der letzte Montageschritt bevor die Uhr wieder an ein Handgelenk kann. Gehäuse und Uhrwerk werden nun vereint. Worauf es hierbei zu achten gilt, wie du dabei vorgehen musst und welches Ergebnis dich erwartet, erkläre ich in diesem Beitrag.
Das Einschalen
Ist ein Uhrwerk revidiert oder in der Produktion vollständig montiert worden, wurden anschließend Zifferblatt und Zeiger gesetzt. Ebenso ist das Gehäuse montiert und eventuell zuvor im Zuge der Revision aufgearbeitet worden. Nun folgt also die Hochzeit oder auch Einschalen, benannt nach dem Zusammenkommen der Komponenten. Einschalen auch deshalb, weil nun das Gehäuse unser Uhrwerk wie eine Schale umgibt .
Damit dies funktioniert, sind Gehäuse immer exakt an das Uhrwerk angepasst und können so mittels Schrauben und sogenannten Brieden (kleine Blättchen) verbunden werden. Oft kommt noch ein sogenannter Werkring zum Einsatz. Dieser wird an das Uhrwerk geschraubt und später ebenfalls an das Gehäuse geschraubt. Somit sind Gehäuse und Werk fest miteinander verbunden.
💡Werkringe können auch aus Weicheisen sein und so unserem Uhrwerk zusätzlich einen Magnetschutz bieten.
Es muss eine sichere Verbindung zwischen Gehäuse und Werk gewährleistet sein, um das Uhrwerk bei Stößen oder allgemein vor äußeren Einflüssen zu schützen. Bei der Montage muss darauf geachtet werden, dass die Ausrichtung stimmt, soll ja unser 12 Uhr Index auch oben und nicht unten bei 6 Uhr sein. Ebenso muss die Funktion der Krone gegeben sein. Eine Stellschraube, meist auf 3 Uhr, ermöglicht uns die Bedienung der Uhr. Diese muss durch das Gehäuse in das Uhrwerk gesteckt und verankert werden können.
Zuletzt erfolgt die Montage des Bodens, welcher verpresst oder verschraubt wird. Auch hier muss die Ausrichtung beachtet werden, je nach Konstruktion. Wenn nicht, steht der Boden-Schriftzug auf dem Kopf, schräg oder blockiert gar Komponenten des Uhrwerks.
Worauf gilt es zu achten?
Bevor das Uhrwerk in das fertig montierte Gehäuse eingesetzt wird, muss das Glas von der Innenseite gründlich gereinigt und von allem Schmutz sowie letzten Staubpartikeln befreit werden. Brillenputztücher und Druckluft sind hierbei praktische Helfer. Ebenso werden das Zifferblatt und die Zeiger auf dem Uhrwerk, sofern notwendig, mittels Druckluft und Staubmagnetstäbchen, kleinen Klebestäbchen gesäubert.
Erst dann wird das Uhrwerk samt Zifferblatt und Zeiger in das Gehäuse gesetzt und verschraubt. Weiter gilt es zu beachten, dass die Krone, die auf einem Tubus, einer Hülse in unserem Gehäuse, sitzt, gefettet ist. Selbiges gilt auch für Dichtungsringe, die auf dem Tubus oder in der Krone sind. Wichtig ist dies, um später undichte Stellen am Gehäuse vorzubeugen und ein leichtgängiges Bedienen der Krone zu ermöglichen.
Weiter gilt beim Verschließen des Bodens auch dort die Dichtungen, sofern notwendig zu fetten. Nicht alle Dichtungen müssen gefettet werden, Dichtungen aus Gummi z.B. werden fast immer gefettet. Dichtungen aus Kunststoff hingegen werden nicht gefettet. Auch sollte hier vor dem Verschließen die Sauberkeit von Boden und eventuellen Fusseln auf dem Gehäuse geprüft und sichergestellt werden.
Ein weiterer Punkt, der speziell in der Industrie Anklang findet, sind sogenannte Drehmoment-Schraubendreher. Diese werden auch beim Einschalen eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Schrauben fest genug angezogen sind und sich später nicht lösen. Dies wäre verheerend und würde im schlimmsten Fall zu einem Stillstand der Uhr führen.
Nach dem Einschalen
Ist unser Uhrwerk eingeschalt, die Hochzeit vollbracht, folgt im nächsten Schritt die Endkontrolle. Hierbei wird unsere komplette Uhr abschließend begutachtet und geprüft. Schließlich soll die Freude an unserem Zeitmesser nicht nur von kurzer Weile sein.
Neben der Begutachtung zur Feststellung von Mängeln, sei es ein Kratzer auf dem Gehäuse oder Fusseln unter dem Glas, wird auch die Funktion geprüft. Hierzu zählen die Gangwerte, d.h. wie genau läuft unsere Uhr. Aber es werden auch Funktionen wie die Bedienung, z.B. das Stellen von Uhrzeit und Datum geprüft. Bei Uhren, die wasserdicht sein sollen, wird auch diese überprüft, denn keiner möchte nach dem Duschen mit Uhr am Arm eine böse Überraschung erleben.
Werkzeuge wie gutes Licht, Vergrößerungsgläser und Messmaschinen wie etwa ein Wasserdichtheitsprüfgerät oder eine Zeitwaage zur Messung der Gangwerte sind unerlässlich. Große Servicecenter setzen zusätzlich auf Werkstätten mit leichtem Überdruck, der den Staub auf den Boden drückt, oder auf Reinräume, um ein möglichst staubfreies Umfeld zu schaffen.
Hat der Zeitmesser sämtliche Tests bestanden, wird er abschließend einer Langzeitbeobachtung ausgesetzt, dies kann mehrere Tage dauern. So kann auch ausgeschlossen werden, dass beim Tragen oder nach mehreren Tagen noch Fehler auftreten. Erst jetzt ist der Service abgeschlossen und der Zeitmesser kann samt Messprotokollen an den Kunden übergeben werden.
Nur wer eine gewissenhafte Endkontrolle macht, kann Reklamationen weitgehend vermeiden und dem Träger, sei es mir selbst oder einem Kunden, lange Freude schenken.
Bandmontage
Je nach Modellausführung wird natürlich am Ende das gewünschte Band noch an unser Gehäuse montiert. Hierzu habe ich bereits ein gesondertes Video und auch einen Beitrag verfasst: Montage Uhrenband.
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